Vier Jahre Sand im Getriebe

Am 07. August 2021 wählte die Mitgliederversammlung des HSV Marcell Jansen, Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß zum neuen Präsidium. Ihre Wahlversprechen fassten sie pathetisch unter dem Motto „Vereint 2025“ zusammen. Sie sind heute noch nachzulesen: https://www.hsv.de/fileadmin/user_upload/HSV_EV/Verein/Onepager_Praesidium_2021_22.pdf

Anlässlich der anstehenden Mitgliederversammlung im Juni möchten wir ein Fazit ziehen und – noch viel wichtiger – den Blick nach vorne richten.

Schaut man auf die reinen Zahlen, so kann das Präsidium durchaus Erfolge verbuchen: gestiegene Mitgliederzahlen, wirtschaftliche Stabilität. Weitet man die Perspektive, so wird deutlich, dass das Präsidium der sonst positiven Entwicklung im Verein hinterherhinkt (öffentliche Streitereien, personelle Unruhe im Aufsichtsrat der HSV Fußball AG und immer wieder unsaubere Kommunikation) und Erfolge eher auf das Engagement der Abteilungen, Ehrenamtlichen und Angestellten zurückzuführen sind. Somit fragen wir uns am Ende der Amtszeit: Wo wären wir als Verein, wenn das Präsidium sich auf die Kernthemen von „Vereint 2025“ konzentriert und diese vorangetrieben hätte?

Es gibt von der Spitze des Vereins keine Perspektiven für die mittel- und langfristige Entwicklung des HSV e.V.. Das aktuelle Präsidium verwaltete den Status Quo, wo es eigentlich planen und Weichen stellen sollte. Wer sich durch unser Archiv klickt, findet immer wieder Texte der letzten Jahre, die sich mit dem dilettantischen und unprofessionellen Handeln des Präsidiums beschäftigen. (Hier zum Nachlesen: https://nordtribuene-hamburg.de/praesidium-auf-abwegen/ , https://nordtribuene-hamburg.de/quo-vadis-hsv-2023/ , https://nordtribuene-hamburg.de/statement-zu-detlef-dinsel/). Die Besetzung des Aufsichtsrates nach dem Rechtsformwechsel in diesem Frühjahr hat ein weiteres Mal gezeigt, dass nicht im Sinne des HSV gehandelt wurde, sondern politische Spielchen dominierten. Dass Eigeninteressen vor Vereinsinteressen stehen, ist bei Marcell Jansen, Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer keine Seltenheit.

Die Amtszeit zeichnete sich außerdem durch Intransparenz aus. Weiterhin ist unklar, wofür genau die Mitgliedsbeiträge verwendet werden. Es bleibt der Verdacht, dass die Beiträge nicht in den ursprünglich gedachten Abteilungen landen, sondern in aufgeblähten Vereinsstrukturen versickern. Auch die Rechnungsprüfer haben es bis heute versäumt, die Mitgliedschaft objektiv und verständlich zu informieren: Wie ist es um die Soccer-Halle in Stapelfeld bestellt? Wie sieht der langfristige Plan zur Finanzierung der Mehrzweckhalle am Volksparkstadion (ehemalige Eishalle) aus? Wie geht es weiter mit dem Herzen unseres Vereins in Norderstedt? Welche finanzielle Perspektive haben die Abteilungen eigentlich und welche Abteilungen sind defizitär und brauchen Unterstützung? Wohin gehen die Millionen an Mitgliedsbeiträgen und wie werden die Mittel verwendet? „Vereint 2025“ sollte Antworten liefern, bleibt diese aber bis heute schuldig.

Es ist bezeichnend, dass unser amtierender Präsident bei allen entscheidenden Gremien im e.V., dem Aufsichtsrat und Vorstand der AG sowie Gesellschaftern und Partnern in Verruf geraten ist. Da hilft auch kein Strategiepapier mehr.

Die Mitgliederversammlung im Juni bietet die Chance, ein neues Kapitel beim HSV einzuleiten und gemeinschaftlich die Zukunft des HSV zu gestalten. Es ist Zeit für einen frischen Wind. Durch den gesamten Verein ist in den vergangenen Jahren ein Ruck gegangen, in vielen Bereichen sind wir auf einem guten Weg. Zeit für ein Präsidium, das diese positive Entwicklung vorantreibt, nicht hemmt. Zeit für ein Präsidium, das gestaltet und nicht verwaltet. Zeit für ein Präsidium, das nicht über BILD und Co. kommuniziert, sondern im direkten Austausch mit den Mitgliedern. Zeit für ein Präsidium, das zu seinem Wort steht und sich für konkrete Themen einsetzt:

  • Eine klare Transparenz im Hinblick auf Finanzen und Finanzierungen der Sportanlagen sowie Nachweis der Mittelverwendung der Mitgliedsbeiträge
  • Ein klarer Überblick über die finanzielle Situation der einzelnen Abteilungen
  • Ein Konzept für die Zukunft des HSV e.V. in der Hansestadt Hamburg und wie man den Sprung über die Elbe schaffen will
  • Ein verlässliches, partnerschaftliches, aber auch kritisches Begleiten der HSV Fußball AG & Co. KGaA
  • Eine Modernisierung der Strukturen des HSV e.V.
  • Eine aktive Mitgestaltung gesellschaftlicher Themen

Es ist an der Zeit, dass der gesamte Verein an einem Strang zieht und den eingeschlagenen Weg aus Miteinander, Transparenz und Dialog weitergeht. Ein Weg, im Sinne des HSV.

Förderkreis Nordtribüne
im April 2025

Statement zur aktuellen Ticketpreis-Debatte

Hallo HSV-Fans,
mit großem Unverständnis verfolgen wir weiterhin die anhaltenden Entwicklungen der Preisgestaltung beim HSV in Sachen Eintrittspreise im Volksparkstadion. Trotz anhaltendem Austausch mit dem Verein, um die bestehende Situation zu verbessern, ist die Botschaft noch nicht deutlich genug angekommen.

Der bisherige Weg mittels Spruchbändern, einer Vielzahl an Texten sowie Gesprächen mit detaillierten Lösungsansätzen für die Zukunft scheint nicht genug, um das Thema sozialgerechter Eintrittspreise von Vereinsseite ernsthafter anzugehen, so dass weiterhin großer Unmut innerhalb der HSV Fangemeinde vorherrscht. Nach abgeschafften Mitgliederrabatten unter fadenscheinigen Gründen, nahezu nicht vorhandener Ermäßigungsoptionen und absurden Bearbeitungsgebühren bei unliebsamen Print@Home Tickets ist ein Punkt erreicht, an dem wir feststellen mussten, dass der HSV, der sich in der Öffentlichkeit gerne fannah darstellt und von Fans verwendete (Aufkleber-) Motive unter anderem auf Eintrittskarten und dem Mannschaftsbus verwendet, kein ernsthaftes Interesse an sozialverträglichen Eintrittspreisen für Fußballfans hat.
Das vom Verein selbst kreierte „fannahe Image“ lässt daher im Gesamtkontext eher auf eine rein ökonomische Motivation schließen. Auch Gästefanszenen, die sich häufig im B-Rang des Volksparkstadions platzieren, um die Stimmung bestmöglich zu koordinieren, sehen sich in gewohnter Regelmäßigkeit horrenden Preisen fernab der Realität ausgesetzt. Ausreichende Zahlenbeispiele wurden in der Vergangenheit in diversen Formaten bereits ausgiebig erörtert.

Immer wieder wird die Preisspirale munter hochgeschraubt. Seien es die gewohnten Preis-Debatten um Derbys, bei sogenannten Topspielen oder auch gewohnt zum Endspurt der Saison: Der HSV zeigt hierbei keinerlei Transparenz mittels Preiskategorien der einzelnen Gegner, wie es viele Vereine vor Saisonstart machen. Hier werden mit dem Produkt Saisonendspurt kurzfristig Preise fernab der Realität eines Zweitligisten ausgerufen. Dennoch sind auch diese Spiele bereits nach wenigen Augenblicken ausverkauft. Ist es also gerechtfertigt, derartige Preise vorzugeben, wenn die Nachfrage stimmt? Wir wollen einen HSV, der sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist. Sei es beim Thema Merchandising oder eben auch durch ein ausverkauftes Volksparkstadion bei sozialverträglichen und nachhaltigen Preisen.

Auch zum kommenden Heimspiel gegen Ulm zeigt sich diese Preisentwicklung. Dort werden gegen den Aufsteiger, der derzeit gegen den Abstieg spielt, erneut Ticketpreise ausgerufen, die uns sorgenvoll in die Zukunft blicken lassen. Noch dazu entwickelt zumindest ein Teil der anwesenden Stadionbesucher, die so viel Geld für den Stadionbesuch zahlen, unterbewusst eine gewisse Erwartungshaltung, dass die Mannschaft in jedem Spiel ein wahres Spektakel liefern und den Gegner abschießen muss. Wehe, die Mannschaft wird diesem nicht gerecht, dann folgen wie gegen Braunschweig Pfiffe. Auch diese Entwicklung wird durch horrende Ticketpreise nur verstärkt.

Es ist wichtig, sich als Nordtribüne für gerechte Ticketpreise für alle Fans im Volksparkstadion einzusetzen. Argumentationen wie die hohe Nachfrage der Heimspiele und entsprechende Auslastung des Volksparkstadion dürfen nicht dazu führen, dass derartige Eintrittspreise in der Zukunft zum Standard werden. Dies ist nicht die Haltung, die wir uns vom HSV wünschen.

Da der bisherige Protest unsererseits keine Veränderung brachte, werden wir die Gespräche mit dem Verein bezüglich dieser Thematik einstellen.

Unsere Geduld hat Grenzen. Für die Zukunft werden wir das Thema weiter kritisch im Blick behalten und neue Wege bestreiten.

Fussball muss bezahlbar sein!

Förderkreis Nordtribüne
im April 2025

Präsidium auf Abwegen

Präsidium auf Abwegen

In der kommenden Woche soll die neue Rechtsform des HSV, eine AG & Co. KGaA, in die Praxis umgesetzt werden. Die Rechtsformänderung ist das Ergebnis eines partizipativen Prozesses mit unterschiedlichsten Interessenvertretern des HSV. Solch ein mitbestimmender Prozess sollte auch in Zukunft für weitreichende Entscheidungen beim HSV gelebt werden. Die Zukunft unseres Vereins kann nur gemeinsam gestaltet werden und so war es erfreulich zu sehen, dass bei der letzten Mitgliederversammlung fast alle anwesenden HSV-Mitglieder dem Rechtsformwechsel zustimmten. Aus unserer Sicht ist es ebenfalls positiv zu bewerten, dass dem Verkauf weiterer Anteile von der Mitgliedschaft nicht vorschnell zugestimmt wurde.

Trotz der Ablehnung der Anteilserweiterung haben sich alle Interessenvertreter entschieden, in einem partizipativen Prozess an dem Modell des „Supporters Trust“ weiterzuarbeiten. Dies zeigt eine positive Veränderung im Umgang miteinander und hebt die Werte hervor, die die HSV-Gemeinschaft ausmachen: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Integrität als Basis für das eigene Handeln und für unseren HSV.

Weniger erfreulich ist eine Beobachtung der letzten Wochen: Der Rechtsformwechsel verkommt zu einem Politikum. Die anhaltenden Diskussionen um die Besetzung des Aufsichtsrats zeigen (wieder einmal), dass das Präsidium scheinbar lieber persönliche Interessen verfolgt, anstatt den Fokus auf den Verein zu legen. Auf den Infoveranstaltungen zum Rechtsformwechsel und auf der letzten Mitgliederversammlung wurde, durch den Vizepräsidenten Michael Papenfuß, versichert, dass der bestehende Aufsichtsrat in gleicher personeller Konstellation in die neue Rechtsform überführt werden soll. Der offene siebte Platz sollte, nach dem Ausscheiden von Präsident Marcell Jansen, durch sportliche Kompetenz erweitert werden. Bereits im letzten Jahr wurde jedoch bekannt, dass Ex-Vizepräsident Ralf Hartmann den offenen siebten Platz eingenommen hat. Außerdem kursierten in den letzten Wochen die Namen Donata Hopfen (früher bei Axel Springer & DFL) und Eric Bussert von der HanseMerkur durch die Gazetten. Frau Hopfen disqualifizierte sich aufgrund ihres Engagements bei einer amerikanischen Private Equity Firma, die bei Hellas Verona einstieg, zuletzt selbst. Allein die Idee, Frau Hopfen in Betracht zu ziehen, wirft ernsthafte Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die Unabhängigkeit und Objektivität von Medienvertretern in Aufsichtsräten. Wenn die Grenze zwischen Journalismus und Unternehmensinteressen verschwimmt, führt dies in der Regel zu einer verzerrten Berichterstattung, die nicht im Interesse unseres Vereins sein kann. Ein Aufsichtsratsmandat von Eric Bussert sollte ebenso ausgeschlossen sein, da er in Vergangenheit bereits vom Beirat abgelehnt wurde. Durch die Anteilsbeteiligung und das Sponsoring der HanseMerkur scheinen hier zudem weniger sportliche Kompetenz als vielmehr eigene wirtschaftliche Interessen im Vordergrund zu stehen. Zudem ist Gesellschaftern eine Vertretung im (KGaA-) Aufsichtsrat erst ab einer Beteiligung von 7,5% erlaubt, welche die HanseMerkur nicht besitzt. Interessenvertretungen im Sinne privater Profitabilität haben im Verein nichts zu suchen! Die unfaire Vorteilsnahme einzelner Personalien aufgrund privater Beziehungen, auch bei Anteilseignern, ebenso nicht. Dies könnte die nachhaltige und langfristige Vision des Vereins gefährden.
 Dass das Präsidium keinen gemeinsamen Weg im Sinne des Vereins verfolgt, sondern Opportunitäten und Eigeninteressen nachgeht, enttäuscht uns zwar, im Angesicht ihrer bisherigen Arbeit, überrascht es uns aber nicht.

Wir beobachten genau, ob Michael Papenfuß Wort hält oder Marcell Jansen lieber persönlichen Bekanntschaften in den Aufsichtsrat verhilft, um eigene Interessen auch weiterhin im Aufsichtsrat vertreten zu wissen. Es ist leider nicht das erste Mal, dass das Vertrauen in unser Präsidium schwindet. Während mittlerweile viele Institutionen beim HSV den gemeinschaftlichen Weg des Vereins prägen, schafft es das Präsidium bei einem grundsätzlich sehr positiven Prozess, wieder für Irritationen zu sorgen.

Deshalb werden wir auch weiterhin einen kritischen Blick auf die handelnden Personen werfen. Und wir werden auch weiterhin Missstände als solche benennen. Damit wir den eingeschlagenen Weg nicht verlassen und die Zukunft des HSV auch weiterhin gemeinsam, partizipativ und transparent gestalten.

Förderkreis Nordtribüne e.V.
Im Februar 2025

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