Präsidium auf Abwegen

12. Februar 2025

In der kommenden Woche soll die neue Rechtsform des HSV, eine AG & Co. KGaA, in die Praxis umgesetzt werden. Die Rechtsformänderung ist das Ergebnis eines partizipativen Prozesses mit unterschiedlichsten Interessenvertretern des HSV. Solch ein mitbestimmender Prozess sollte auch in Zukunft für weitreichende Entscheidungen beim HSV gelebt werden. Die Zukunft unseres Vereins kann nur gemeinsam gestaltet werden und so war es erfreulich zu sehen, dass bei der letzten Mitgliederversammlung fast alle anwesenden HSV-Mitglieder dem Rechtsformwechsel zustimmten. Aus unserer Sicht ist es ebenfalls positiv zu bewerten, dass dem Verkauf weiterer Anteile von der Mitgliedschaft nicht vorschnell zugestimmt wurde.

Trotz der Ablehnung der Anteilserweiterung haben sich alle Interessenvertreter entschieden, in einem partizipativen Prozess an dem Modell des „Supporters Trust“ weiterzuarbeiten. Dies zeigt eine positive Veränderung im Umgang miteinander und hebt die Werte hervor, die die HSV-Gemeinschaft ausmachen: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Integrität als Basis für das eigene Handeln und für unseren HSV.

Weniger erfreulich ist eine Beobachtung der letzten Wochen: Der Rechtsformwechsel verkommt zu einem Politikum. Die anhaltenden Diskussionen um die Besetzung des Aufsichtsrats zeigen (wieder einmal), dass das Präsidium scheinbar lieber persönliche Interessen verfolgt, anstatt den Fokus auf den Verein zu legen. Auf den Infoveranstaltungen zum Rechtsformwechsel und auf der letzten Mitgliederversammlung wurde, durch den Vizepräsidenten Michael Papenfuß, versichert, dass der bestehende Aufsichtsrat in gleicher personeller Konstellation in die neue Rechtsform überführt werden soll. Der offene siebte Platz sollte, nach dem Ausscheiden von Präsident Marcell Jansen, durch sportliche Kompetenz erweitert werden. Bereits im letzten Jahr wurde jedoch bekannt, dass Ex-Vizepräsident Ralf Hartmann den offenen siebten Platz eingenommen hat. Außerdem kursierten in den letzten Wochen die Namen Donata Hopfen (früher bei Axel Springer & DFL) und Eric Bussert von der HanseMerkur durch die Gazetten. Frau Hopfen disqualifizierte sich aufgrund ihres Engagements bei einer amerikanischen Private Equity Firma, die bei Hellas Verona einstieg, zuletzt selbst. Allein die Idee, Frau Hopfen in Betracht zu ziehen, wirft ernsthafte Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die Unabhängigkeit und Objektivität von Medienvertretern in Aufsichtsräten. Wenn die Grenze zwischen Journalismus und Unternehmensinteressen verschwimmt, führt dies in der Regel zu einer verzerrten Berichterstattung, die nicht im Interesse unseres Vereins sein kann. Ein Aufsichtsratsmandat von Eric Bussert sollte ebenso ausgeschlossen sein, da er in Vergangenheit bereits vom Beirat abgelehnt wurde. Durch die Anteilsbeteiligung und das Sponsoring der HanseMerkur scheinen hier zudem weniger sportliche Kompetenz als vielmehr eigene wirtschaftliche Interessen im Vordergrund zu stehen. Zudem ist Gesellschaftern eine Vertretung im (KGaA-) Aufsichtsrat erst ab einer Beteiligung von 7,5% erlaubt, welche die HanseMerkur nicht besitzt. Interessenvertretungen im Sinne privater Profitabilität haben im Verein nichts zu suchen! Die unfaire Vorteilsnahme einzelner Personalien aufgrund privater Beziehungen, auch bei Anteilseignern, ebenso nicht. Dies könnte die nachhaltige und langfristige Vision des Vereins gefährden.
 Dass das Präsidium keinen gemeinsamen Weg im Sinne des Vereins verfolgt, sondern Opportunitäten und Eigeninteressen nachgeht, enttäuscht uns zwar, im Angesicht ihrer bisherigen Arbeit, überrascht es uns aber nicht.

Wir beobachten genau, ob Michael Papenfuß Wort hält oder Marcell Jansen lieber persönlichen Bekanntschaften in den Aufsichtsrat verhilft, um eigene Interessen auch weiterhin im Aufsichtsrat vertreten zu wissen. Es ist leider nicht das erste Mal, dass das Vertrauen in unser Präsidium schwindet. Während mittlerweile viele Institutionen beim HSV den gemeinschaftlichen Weg des Vereins prägen, schafft es das Präsidium bei einem grundsätzlich sehr positiven Prozess, wieder für Irritationen zu sorgen.

Deshalb werden wir auch weiterhin einen kritischen Blick auf die handelnden Personen werfen. Und wir werden auch weiterhin Missstände als solche benennen. Damit wir den eingeschlagenen Weg nicht verlassen und die Zukunft des HSV auch weiterhin gemeinsam, partizipativ und transparent gestalten.

Förderkreis Nordtribüne e.V.
Im Februar 2025

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