Moin Nordtribüne,
viele von Euch werden den Flyer am Samstag Abend beim Spiel gehen die Hertha aus Berlin bereits in den Händen gehalten haben. Hamburg Süd hat mit dem anliegenden Text, sowie mit einem dazugehörigen Spruchband auf die immer weiter steigende Überwachungspolitik im Profifußball hingewiesen. Diese Entwicklung wird auch weiterhin kritisch von uns beobachtet.
Wir schützen uns selbst – wir brauchen keine Überwachung
Nach der diesjährigen kurzen Sommerpause geht es endlich wieder los. Mit unserem HSV quer durchs Land reisen – torreiche Spiele in neuen Stadien sehen und mit leidenschaftlichem Support alles für die Stadt und unseren Verein geben.
Ich muss mich beeilen, da ich um 14:00 Uhr am S-Bahnhof Harburg verabredet bin. Nach der Genehmigung einiger Pils-Biere geht es mit der S3 in Richtung Volksparkstadion. Hier fängt die Überwachung durch die Kameras der Deutschen Bahn am Gleis und im Zug an. Am Bahnhof Stellingen angekommen, wird man wie immer von einem überdimensional großem Bullenaufgebot in Empfang genommen. Die Kameras stets gezückt und gut sichtbar, um in den für die Bullen günstigen Momenten draufzuhalten. Auch die altbekannten Gesichter der Zivilstreife stehen am Tankstop und gucken zu, wie ich den ein oder anderen Cider verhafte. Lästiges betreutes Trinken. Auf jedem Schritt verfolgen mich die Augen der immer mehr werdenden Mit-50ern in Jack Wolfskin Funktionsjacken.
Auf der Flucht vor den Blicken mache ich mich auf Richtung Stadion und werde auch im Stellinger Tunnel noch von Aufnahmegeräten verfolgt.
Im Stadion angekommen rege ich mich kurz über die gestiegenen Dauerkarten Preise auf. Mir fallen die neu installierten Kameras über unserem Verkaufsstand ins Auge. Kopfschüttelnd gehe ich an den Bierstand, um mich von diesem Schock zu erholen. Selbstredend sind auch hier die Preise für ein Dosenbier analog derer am Drehkreuz gestiegen. Und auch hierhin verfolgt mich der Staatsapparat und eine ständige Überwachung. Tatverdächtig ohne Anlass.
Bevor das langersehnte Spiel beginnt, suche ich nochmals die Latrine auf. Fünf Minuten der vermeintlichen Ruhe – niemand, der mich beobachtet. Aber selbst beim Kacken auf dem verdreckten Scheißhaus lesen die Bullen meine privaten WhatsApp Chats mit. Sicher wissen sie schon, dass ich noch einen kurzen Halt beim Volksparkett einlege, ehe ich in den Block aufbreche. Fickt Euch ins Knie.
Niemals werden wir diese Art von Überwachung, einen stetig wachsenden Einsatz von künstlicher Intelligenz, Super-Recognizer und ein unverhältnismäßiges Auftreten von Polizeibeamten im und um das Stadion akzeptieren. „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“
Wir schützen uns selbst – wir brauchen keine Überwachung.
Hamburg Süd seit 2010