STELLUNGNAHME DES HSV SUPPORTERS CLUB UND DER FANHILFE NORDTRIBÜNE

 

Die Zweitliga-Partie gegen Fortuna Düsseldorf am Sonnabend bot den Rahmen für ein Fußballfest, wie wir es seit zwei Jahren schmerzlich vermisst haben: Bei bestem Wetter trafen zwei Traditionsvereine aufeinander, die von ihren Fans leidenschaftlich unterstützt wurden. „Wie früher…“ war ein Satz, den man im Stadion öfter aus glücklichen Gesichtern hörte. 

Leider verfielen auch Polizeieinheiten in bekannte Muster zurück und belästigten auf der An- und Abreise Fans des HSV in einer Weise, die uns fassungslos zurücklässt. Wir möchten die uns zugetragenen Erlebnisse hiermit dokumentieren. Sie zeigen ein anderes Bild als die Polizeiberichte, die von einigen Medien unkritisch wiedergegeben wurden: 

Auf der Hinfahrt wurde ein Zug mit mehreren hundert HSV-Fans, sowie zahlreichen anderen Fahrer*innen, wegen einer angeblichen technischen Störung am Zug in Gelsenkirchen angehalten. Daraufhin rückten behelmte Polizeieinheiten an und die Türen des gesamten Zugs wurden zunächst blockiert und anschließend für ca. eine Stunde verriegelt. Zu diesem Zeitpunkt konnten dann auch andere Zugreisende den Zug nicht mehr verlassen – darunter ältere Mitreisende, Familien oder Reisende, die in Düsseldorf einen Flieger erwischen mussten. Selbst als eine ältere mitreisende Frau Kreislaufprobleme bekam, war dies für die Polizei kein Anlass ihr Vorgehen zu hinterfragen. Im Gegenteil, die helfenden Fans wurden von den Einsatzkräften vielmehr noch als Bedrohung wahrgenommen. In der Zwischenzeit wurden drei Züge nach Düsseldorf verpasst und erst mit weit über einer Stunde Verspätung durften die Reisenden weiter in Richtung Düsseldorfer Stadion. 

Nach dem Spiel wurden die HSV-Fans mit völlig überfüllten Shuttle-Bussen zum Düsseldorfer Flughafen gebracht. Mehrere hundert von ihnen wurden vor Ort direkt von Einheiten der BFE gekesselt und durften diesen über eine Stunde nicht verlassen. Nachdem sie im Stadion mehrere Stunden in der Sonne standen, wurden sie davon abgehalten, sich Getränke oder Essen zu kaufen. Auch Toiletten waren nicht vorhanden. Alle Fans in dem Kessel wurden dann in Regionalbahnen geschickt, auch solche die eigentlich ein gültiges ICE-Ticket für die Rückfahrt oder ein anderes Fahrtziel als Hamburg hatten. Bei der Rückfahrt wurden dann die großzügigen Umstiegszeiten in Osnabrück und Bremen durch unnötige Stopps zwischen den einzelnen Stationen künstlich auf wenige Minuten minimiert. So bot sich weiterhin keine richtige Möglichkeit, Wasser oder Lebensmittel zu kaufen. Die Einheiten der BFE begleiteten die Fahrt weiterhin sehr aggressiv. Die HSVer*innen mussten bitten, auf Toilette gehen zu dürfen. Sie wurden auf unnötig kleinem Raum eingekesselt, obwohl der Zug verhältnismäßig leer war, durften den Waggonteil nicht verlassen, wurden von den behelmten Beamten beleidigt und teilweise körperlich angegangen, wenn eine Maske nicht (richtig) auf dem Gesicht saß. Dabei wurde die Maskenpflicht von Teilen der Einsatzkräfte selbst offenkundig missachtet. Der Grund für diese Gefangennahme war weder ersichtlich noch wurde er kommuniziert. Auf verständliche Nachfragen wurde destruktiv und teilweise beleidigend reagiert. Es war der Besonnenheit der anwesenden HSVer*innen zu verdanken, dass dieses Verhalten trotz Provokationen nicht eskalierte. Die Gruppe HSV-Fans konnte sich während der gesamten achtstündigen Rückreise nicht mit Essen oder Trinken versorgen und wurde dann in Hamburg ohne ersichtlichen Grund vom nächsten Polizeikessel in Empfang genommen. Erst nach einer Kontrolle durften sie den Bahnhof verlassen. Auf die zahlreichen Hinweise man wolle lediglich nach Hause, reagiert die Polizei nicht. Vielmehr entstand bei den anwesenden Fans der Eindruck, die Polizei versuche durch hartes Vorgehen gegen einzelne Fans auf den letzten Metern der Fahrt noch die scheinbar gewünschte Eskalation herbeizuführen – ohne Erfolg. 

Dieses Verhalten der Polizei ist nicht zu akzeptieren und durch nichts zu rechtfertigen – auch nicht durch vermeintliche Verfehlungen einzelner HSV-Fans. Wir werden alles in unserer Macht stehende 

tun, damit solche Zustände nicht einfach „hingenommen“ werden. Wir werden niemals hinnehmen, dass Fußballfans Grundrechte abgesprochen werden. Wer etwas mitbekommen hat und seine oder ihre Erlebnisse teilen möchte, kann sich an die Fanhilfe Nordtribüne wenden (fanhilfe@nordtribuene-hamburg.de). 

Fanhilfe Nordtribüne & die Abteilungsleitung des HSV Supporters Club 

Ankündigung der aktiven Gruppen der Nordtribüne Hamburg

 

Moin HSV-Fans,
nach über zwei Jahren war es für uns beim Auswärtsspiel in Düsseldorf endlich wieder möglich organisiert im Stadion aufzutreten. Die sehr kurzfristigen Änderungen der Zutrittsbeschränkungen am Vorabend des Spiels ermöglichten uns wieder einen Stadionbesuch nach unseren Vorstellungen. Leider konnten wir euch alle aufgrund der Kurzfristigkeit nicht mehr angemessen über unsere Entscheidung informieren.

Umso mehr freut es uns, dass wir euch nach den aktuellen Beschlüssen des Hamburger Senats mitteilen können, dass wir ab Samstag, zum Heimspiel gegen Paderborn, auch endlich wieder auf der Nordtribüne anzutreffen sind. Für die Auswärtsspiele behalten wir die regionalen Einschränkungen im Blick und entscheiden dann, jeweils im Einzelfall, ob ein Auftritt im Stadion möglich ist oder nicht.
Wir brennen darauf unserer jungen Mannschaft in dieser wichtigen Phase der Saison wieder den Rücken stärken zu können.

756 verdammt lange Tage sind genug.
Wir sind wieder da.
Auf geht’s Nordtribüne!

Die aktiven Gruppen der Nordtribüne Hamburg

20. März – Fußball für alle!

Die Nachrichten in Sachen Corona haben sich in den letzten Wochen wieder einmal überschlagen. Ab dem 20. März sollen alle „tiefgreifenden“ Corona-Maßnahmen fallen – wie immer gibt es also ein Hintertürchen und das ist nach dem bisherigen Pandemieverlauf auch durchaus verständlich.
Wir wissen heute noch nicht, wie die Lage in den nächsten Wochen und Monaten sein wird. Wir verstehen die Ankündigungen aus der Politik allerdings so, dass die meisten Einschränkungen bald fallen. Das heißt für uns: Wir gehen davon aus, dass auch beim Stadionbesuch wieder Normalität einkehrt. Die Einschränkungen der vergangenen Monate dürfen die Pandemie nicht überdauern. Die letzten zwei Jahre Fußball waren alles, nur nicht unsere Normalität und dürfen auch niemals dazu werden!
An dieser Stelle nehmen wir deshalb die Verbände und Funktionäre in die Pflicht. In den letzten zwei Jahren haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber stetig beteuert, wie wichtig Fans für den Fußball sind. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich ebenfalls für einen Fußball ohne Einschränkungen auf allen Ebenen einzusetzen. Dies bedeutet:
• Volle Auslastung der Stadien inklusive der Stehplätze
• Keine Zutrittsbeschränkungen
• Keine Maskenpflicht unter freiem Himmel
• Keine personalisierten oder digitalen Tickets
• 10 % Gästekontingent
• Keine Kompensation der Verluste der Pandemiezeit durch Preiserhöhungen für das Stadionpublikum
Das wäre ein nachhaltiger Schritt für alle Stadionbesucher!
Während sich der Stadionbesuch wieder normalisiert, ist das System des Profifußballs weiterhin kaputt. Deshalb erinnern wir noch einmal an unsere Forderungen für einen nachhaltigeren Fußball, die sich seit Beginn der Pandemie nicht verändert haben. Wir fordern:
 • Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder!
 • Verpflichtende Bildung von Rücklagen, um künftige Krisen besser überstehen zu können!
 • Erhalt der 50+1-Regel und ein Ende von Finanzdoping!
 • Gehalts- und Transferobergrenzen!
 • Beschränkung der Einflüsse der Spielerberater!
 • Obergrenzen für Spielerkader!
Groß waren vor zwei Jahren die Lippenbekenntnisse. Groß war die vermeintliche Demut in der finanziellen Not. Verändert hat sich bislang nichts.
Der Fußball braucht Veränderungen. Der Stadionbesuch muss fanfreundlich sein.
Jetzt seid ihr dran: Lasst den Worten Taten folgen.
Fußball für alle!
Die Fanszenen Deutschlands im März 2022

Statement

Aufgrund des Auftritts von Tomasz Froelich, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Alternative, in sozialen Netzwerken möchten wir Folgendes deutlich klarstellen:

Seine Person ist in der Fanszene unseres HSV nicht erwünscht und wird nicht geduldet. Dies gilt ebenso für die menschenverachtenden Ansichten (s)einer rechtsgerichteten Partei. Auch die mancherorts genannten „Boozehounds“ spielten beim HSV nie eine Rolle und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Für die parteipolitischen Interessen der AfD, deren menschenfeindliche Ideologie grundsätzlich den Werten des Hamburger Sport-Vereins und denen der Nordtribüne Hamburg widerstrebt, lassen wir uns nicht instrumentalisieren.

Wir stehen für eine vielfältige und zugleich vereinte Fangemeinde. Menschen, die diskriminierendes Verhalten in unseren Reihen ausleben oder gar etablieren wollen, stehen unseren Zielen, Werten und Vorstellungen entgegen.

Nazis sind beim HSV nicht willkommen!

 
Förderkreis Nordtribüne e.V.
Castaways
Clique du Nord
HH-Ost
Sektion Schleswig-Holstein
Forza Hamburg
Banda Caotica
Iron Loyalty
Turn Up
Nordhessen
Vorstadtbande

Statement der Castaways Ultras

Moin Nordtribüne, im folgenden möchten wir euch gerne ein Statement der Castaways Ultras zum Thema Stadionrückkehr vorstellen:

„Moin,
und vielen Dank dafür, dass ihr unsere kleine Hilfsaktion mit den Kalendern so gut angenommen habt. Das zeigt, dass unsere HSV-Familie immer noch lebendig ist, obwohl wir einander schon seit über 20 Monaten nicht mehr in gewohnter Form gesehen haben.
Diese knapp zwei Jahre waren ein emotionales Auf und Ab: Durch Verschärfungen und Lockerungen, politische und persönliche Entscheidungen, Kontaktbeschränkungen und Wiedersehen lagen Hoffnung und Frust oft sehr nah beieinander. Auch die schmerzhaften Verluste während all dieser Zeit sollen nicht unerwähnt bleiben. Unter all diesen Eindrücken fällt es uns als Gruppe schwer, diese weit über jeden Fußballtellerrand hinausgehende Situation angemessen zu kommentieren. So gern wir hier einen für alle zufriedenstellenden Weg zurück ins Stadion aufgezeigt hätten, wir haben ihn im Augenblick noch nicht gefunden. Denn uns ist klar, dass es unmöglich scheint, allen Moral- und Mentalitätsvorstellungen innerhalb unserer Gruppe, der Szene und innerhalb des Stadions gerecht zu werden. Trotzdem möchten wir unserer führenden Rolle auf der Nordtribüne nachkommen und einen Versuch wagen.

Als sich im Herbst die Stadien wieder füllten, wurden auch unsere Gedanken über eine organisierte Rückkehr konkreter. Es folgten Gespräche, wie und unter welchen Bedingungen so etwas stattfinden könnte. Doch genau diese Rahmenbedingungen änderten sich schneller und häufiger als gedacht. Fehlende Weitsicht, Planlosigkeit und intransparentes Vorgehen von Politik und Behörden erschwerten die Lösungsfindung zusätzlich. Dabei wissen wir das Engagement des HSV im Sinne aller Fans zu schätzen und wünschen uns, dass das auch weiterhin bestehen bleibt.

Trotzdem befinden wir uns weiterhin in einem Ausnahmezustand, der jede Normalität außer Kraft setzt. Bilder aus zwischenzeitlich vollen Stadien wurden wieder durch Bilder aus vollen Intensivstationen ersetzt. Gern wären wir an dieser Stelle näher auf grundsätzliche Bedingungen eingegangen, unter denen wir uns eine Rückkehr vorstellen könnten. Allerdings fühlt sich der Zeitpunkt sehr unpassend an, um nun detaillierte Ansprüche öffentlich zu formulieren – was nicht heißt, dass wir diese nicht hätten. Nur so viel: So lange die Lage so beschissen bleibt wie jetzt, ist eine organisierte und geschlossene Rückkehr als Gruppe ins Stadion nicht vorstellbar und unsere Wunschbedingungen sind wieder in weite Ferne gerückt. Wir sehnen uns immer noch sehr nach dem Stadionbesuch, dem Grundstein von allem.
Es gab viele Momente, in denen wir die Mannschaft gern so unterstützt hätten, wie wir uns es vorgenommen haben.

Umso wütender waren wir über die zwischenzeitlichen Zustände im gesamten Stadion und auch auf der Nordtribüne, die unsere Abwesenheit als Gruppe noch schwerer gemacht haben.
Rassismus, Becherwürfe und andere Scheiße sind im Stadion nicht willkommen –
Bleibt einfach zuhause!
Abgesehen davon werden wir die Entscheidung und die Verantwortung eines Stadionbesuches weiterhin allen individuell überlassen, das heißt, niemanden dazu zu drängen oder daran zu hindern. Aus diesem Grund waren in der Hinrunde einzelne Mitglieder unserer Gruppe auch im Stadion anzutreffen, nur eben nicht als solche organisiert.

Wöchentliche Wasserstandsmeldungen wird es hier auch künftig nicht geben und Stammtischdebatten dürfen gern weiter ohne uns stattfinden. Sobald Entspannung in Sicht ist, werden wir uns einmalig detaillierter äußern, gegebenenfalls auch kurzfristig. Jeder Versuch, unser (Nicht-)Auftreten als Boykott gegen die Mannschaft umzudeuten oder unsere Worte für gesamtgesellschaftliche Debatten zu instrumentalisieren, wird scheitern.

Bleibt gesund und bis hoffentlich ganz bald!

Castaways Ultras im Dezember 2021″

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