Auch mehr als zwei Wochen nach unserem Auswärtsspiel in Düsseldorf beschäftigen uns und viele andere HSV-Fans noch die Geschehnisse rund um die Hin- und Rückreise in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Für viele war es das erste Spiel im Stadion nach langer Zeit. Viele haben sich darauf gefreut, unseren HSV endlich wieder wie gewohnt zu unterstützen. So groß die Vorfreude gewesen sein mag, so groß ist die Ernüchterung danach, dass die Polizei die Hin- und Rückreise zu einem Beispiel überzogener Freiheitseinschränkungen, mangelnder Kommunikation und unprofessionellen Verhaltens gemacht hat. Die vielen Erfahrungsberichte und unsere eigenen Erfahrungen zeugen von einem auf ganzer Linie misslungenen und überzogenen Einsatztag der Polizei.
Die Bundespolizei gibt in ihrer Pressemitteilung an, dass ein unter anderem mit HSV-Fans gefüllter Zug in Gelsenkirchen wegen verschiedener Straftaten, die von HSV-Fans begangen worden sein sollen, angehalten wurde und die Türen dieses Zuges kurzfristig versperrt wurden. Richtig ist, dass der Zug für knapp zwei Stunden gestoppt wurde. Die Türen des Zuges und die Notentriegelung wurden für mindestens 45 Minuten blockiert. Also nicht nur kurzfristig für 15 Minuten, wie die Bundespolizei in ihrer Pressemitteilung angibt. So bestand in dieser Zeit nicht einmal die Möglichkeit frische Luft in die Wagen zu lassen. Neben HSV-Fans betraf dies auch alle anderen Reisenden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in dem Zug aufhielten. Weiterhin kam es zu einem medizinischen Notfall, den die außenstehenden Polizist*innen aufgrund der blockierten Türen erst mit einiger Verzögerung mitbekamen. HSV-Fans waren hier nicht Ursache des Zwischenfalls, sondern helfend tätig.
Uns berichteten mehrere HSV-Fans unabhängig voneinander, dass auch am Hauptbahnhof in Düsseldorf die Lage chaotisch gewesen sei. Bereits vor dem Spiel filmte die Polizei die am Stadion wartenden Fans, ohne dass es hierfür einen Anlass gegeben hätte.
Nach dem Spiel besserte sich die Situation leider nicht. Zunächst wurde über eine Stadiondurchsage und durch die Polizei bei den HSV-Fans der Eindruck erweckt, dass die Shuttle-Busse zum Hauptbahnhof in Düsseldorf fahren würden. Nachdem viele Fans aufgrund viel zu weniger Busse lange auf die Abfahrt warten mussten, stellte man fest, dass die Shuttle-Busse zum Bahnhof Düsseldorf Flughafen fahren. Dort erwartete die HSV-Fans vor dem Bahnhof ein Polizeikessel. Dies betraf neben denen, die zurück nach Hamburg fahren wollten auch Fans, die noch Wertsachen in Schließfächern am Hauptbahnhof hatten, gar nicht aus Hamburg kamen oder noch eine Hotelübernachtung in Düsseldorf planten. Einige Beamte ließen diese Fans gegen Vorzeigen eines Schließfachschlüssels, eines Personalausweises zur Adressprüfung oder einer Hotelrechnung aus dem Kessel. Andere Beamte ließen dies nicht zu. Auch Toilettengänge und eine Möglichkeit, Wasser oder Essen zu kaufen, wurden den Fans verwehrt. Aus welchem Grund die Polizei so extrem reagierte ist nicht nachvollziehbar. Einen Bezug zu den HSV-Fans, denen das Fehlverhalten auf der Hinfahrt vorgeworfen wird, haben diese Maßnahmen in jedem Fall nicht mehr. Dass mehrfach von Seiten der anwesenden Polizist*innen ein „Sonderzug für die Fans nach Hamburg“ angekündigt wurde, während die Rückreise natürlich in Regelzügen der regionalen Bahnanbieter absolviert wurde, stellt eine schöne Beschreibung der mangelhaften Kommunikation an diesem Samstag dar.
Es entsteht der Eindruck, dass die zu diesem Zeitpunkt auch immer gereizter, einschüchternder und eskalativer auftretende Polizei hier „die HSV-Fans“ für etwas bestrafen wollte. Das offensichtliche Desinteresse einiger Polizist*innen an dehydrierten Fans während der begleiteten Rückfahrt untermauert diesen Eindruck. Gleiches gilt für die künstlich verkürzten Zwischenstopps, die dazu führten, dass Wasser oder Essen auf der Rückfahrt nicht gekauft werden konnten. Dass mit der BFE der Bundespolizei hierfür zum wiederholten Male bei einem Auswärtsspiel des HSV in NRW eine Polizeieinheit, die nicht nur in Kreisen von Fußballfans einen besonders schlechten Ruf genießt, extra eingeflogen wurde, sagt in unseren Augen weniger über die HSV-Fans aus, dafür umso mehr über das Rechtsverständnis der verantwortlichen Personen in NRW.
Die Rechte von Fußballfans ohne Anlass in einer solchen Weise zu beschränken, ist nicht hinnehmbar. Gleiches gilt für die Rechte anderer Reisender, die aufgrund der vollständigen Blockierung der Türen in Gelsenkirchen ihren Anschluss verpassten, einen medizinischen Notfall erlitten haben oder schlicht in dem Zug gefangen waren. An dieser Stellen wollen wir uns bei allen HSV-Fans bedanken, die uns ihre Eindrücke von der Hin- und Rückreise nach Düsseldorf geschildert haben. Enttäuscht sind wir – wie auch viele andere HSV-Fans – über die undifferenzierte Berichterstattung vor allem auch in der Hamburger Presselandschaft. Wir werden uns auch in Zukunft weiterhin für die Rechte von Fußballfans einsetzen – auch bei Auswärtsspielen in NRW. Dabei hoffen wir auch auf eine kritische Öffentlichkeit und Unterstützung durch Vereinsvertreter*innen.
Fanhilfe Nordtribüne