Das Thema des Investoren-Einstiegs bei der DFL ist durch die Proteste in deutschen Stadien dieses Jahr in den Vordergrund gerückt. Die Entscheidung der DFL-Mitgliederversammlung am 11.12.2023 hat weitreichende Diskussionen und Proteste ausgelöst. Viele Fanszenen und mittlerweile auch einige Vereinsoffizielle, was wir äußerst begrüßen, haben sich bereits positioniert. Für vertiefendes Interesse empfehlen wir die Webseite des Bündnisses der Fanszenen Deutschland: https://nein-zu-investoren-in-der-dfl.de/. Die mediale Berichterstattung greift oft nicht alle Facetten der Proteste auf.
Auf der Mitgliederversammlung im Dezember stimmten die Clubs der ersten und zweiten Bundesliga knapp für den Investoren-Einstieg. Frühere Abstimmungen erreichten nicht die nötige Mehrheit. Die Informationspolitik vor der Wahl und die geheime Abstimmung werfen Fragen auf. So ist es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Martin Kind von Hannover 96 gegen die Anweisung des Stammvereins mit „Ja“ gestimmt hat, wodurch die Abstimmung schon als irregulär angesehen werden und eine Neuwahl stattfinden muss.
Der Plan sieht vor, dass die DFL eine Tochterfirma für die Vermarktung der Medienrechte gründet, an der sich ein Investor mit bis zu einer Milliarde Euro beteiligen kann. Die Investition soll vor allem in Digitalisierung und Auslandsvermarktung fließen. Eine mögliche Konsequenz könnte das Ende der „Sportschau“ und die Einführung einer eigenen kostenpflichtigen Streaming-Plattform der DFL sein. Im Gegenzug soll der Investor 20 Jahre lang an den Lizenzerlösen aus dem Verkauf der Medienrechte profitieren.
Die Skepsis gegenüber Investoren ist groß. Negative Erfahrungen bei Hertha BSC, 1860 München oder in unserem eigenen Verein zeigen dies auf. Herr Kühne hat auf dem Papier auch wenig Einflussmöglichkeiten. Trotzdem wird immer wieder über die Öffentlichkeit Druck ausgeübt und Einfluss genommen. Bislang ist er damit jedoch grandios gescheitert.
Als potenzielle Investoren bei der DFL haben sich zwei Private-Equity Gesellschaften herauskristallisiert: „CVC Capital Partners“ und „Blackstone Group“. CVC ist beispielsweise schon in der spanischen und französischen Liga als Investor vertreten. In Frankreich kämpfen mittlerweile einige Vereine ums Überleben, denn die erhofften erhöhten Einnahmen durch dieses Investment bleiben aus. Zudem beziehen diese Unternehmen Gelder aus Ländern, wo Menschenrechtsverletzungen alltäglich sind.
Durch ein reines Lippenbekenntnis seitens der DFL soll die sogenannte „rote Linie“ eingehalten werden. Diese Linie führt die Risiken auf, die ein Engagement solcher Investoren birgt, wie weitere Spieltags-Zerstückelungen, Ligaspiele im Ausland, die 50+1-Regel und die Einflussnahme auf den Vereinsfußball. Wir sehen aus den Erfahrungen der letzten Jahre absolut keinen Anlass, warum man den Verantwortlichen der DFL glauben oder sogar vertrauen sollte. Dies gilt genauso für die Einladung des DFL-Präsidiums zum Gespräch mit bundesweiten Fanorganisationen und Bündnissen der Fanszenen, die scheinheilig vermitteln soll, die Fans in Prozesse eingebunden oder sogar Gespräche auf Augenhöhe geführt zu haben.
Die Fankultur und der Fußball, wie wir ihn kennen und lieben, sind extrem gefährdet.
Vor allem von den Verantwortlichen unseres eigenen Vereins, wo die eigene Fankultur immer mehr als Aushängeschild genutzt wird, wünschen wir uns, sich noch kritischer mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Meinungen der eigenen Fanszene noch stärker zu vertreten.
Die aktuelle Meldung, dass Blackstone sich aus dem Bieter-Rennen zurückgezogen hat, ist als ein erster Erfolg der Proteste zu werten.
Wir werden auch weiterhin nicht von unserem Standpunkt abweichen. Unsere Haltung ist klar: Nein zu Investoren in der DFL! Ja zu anhaltenden Protesten!
Förderkreis Nordtribüne e. V. im Februar 2024