Stellungnahme zu den aktuellen Ticketpreisen

7. April 2023

Moin Nordtribüne,

viele von euch werden mitbekommen haben, welche Ticketpreise der HSV für das Heimderby gegen den FC St. Pauli verlangt. Es entsteht der Eindruck, als solle die auch vom neuen Finanzvorstand so hochgelobte und angepriesene deutschlandweit einzigartige Treue der HSV-Fans gnadenlos ausgenutzt werden. Sitzplatzpreise von bis zu 104,- EUR sind in keiner Weise fair noch sozialverträglich – sie sind einfach nur inakzeptabel und nicht hinnehmbar! Das Preisniveau der Tickets bewegt sich somit auf einem Niveau, welches sonst von Vereinen des europäischen Spitzenfußballs ausgerufen wird.

Die Ticketpreise (Kategorie 1) für das Spiel gegen St. Pauli sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs der Preisstruktur zu unseren Heimspielen. Auch bei anderen Nicht-Top Heimspielen liegen die Preise beim HSV auf einem erschreckend hohen Niveau. Beispiel: Für einen Stehplatz auf der Nordtribüne sind 18,- EUR fällig, zu denen zusätzlich noch 5,- EUR Bearbeitungsgebühr obendrauf kommen, wohlgemerkt für eine weitestgehend automatisierte Abwicklung. Der klassische Stehplatz kostet somit in Summe also 23,- EUR und übersteigt damit die von der Initiative „Kein Zwanni für ‘nen Steher“ schon lange geforderte Obergrenze von 20,- EUR. Dass es ausgerechnet in der günstigsten Ticketkategorie keine ermäßigten Karten für Schüler und Schülerinnen sowie Studierende und andere finanzschwache Fans gibt, ist insbesondere aufgrund dieser hohen Preise zusätzlich problematisch. Auch in den anderen Ticketkategorien liegen die Preise deutlich über den Durchschnittspreisen der zweiten Liga. Ein weiteres Beispiel dazu: Der gleiche Sitzplatz auf der Nordtribüne hat bei drei aufeinander folgenden Heimspielen drei unterschiedliche Preise. Betriebswirtschaftlich mögen die hohen Ticketpreise kurzfristig sinnvoll sein. Das Derby ist auch mit diesen Preisen wieder innerhalb kürzester Zeit ausverkauft gewesen – die Nachfrage also vorhanden. Doch führt diese Preispolitik mittel- bis langfristig zu gravierenden selbst gemachten Problemen. Insbesondere junge Fans und Familien sind es, die sich den Stadionbesuch in finanziell ohnehin angespannten Zeiten einfach nicht mehr leisten können. Wie will der sich selbst so gern zitierende „familienfreundliche“ HSV so die Liebe zum Verein an die nächsten Generationen weitergegeben? Dass Angebot und Nachfrage die Preise unsozial in die Höhe treiben lassen, widerlegen die Preisstrukturen bei den Spitzenvereinen der 1. Bundesliga in München oder auch in Dortmund, die bei Topspielen eine viel sozialverträglichere Preisstruktur anbieten. Anstatt die Amtszeit als Finanzvorstand mit Stammtisch-Vergleichen zum Produkt aus Leipzig zu beginnen, spiegelt sich eine ehrlichere Wertschätzung der einmaligen Wucht des HSV-Anhangs nicht in warmen Worten wider. Es ist nicht hanseatisch, wie die Treue der HSV-Fans ausgenutzt wird, um kurzfristige Einnahmen zu generieren. Die zu begrüßende entfachte Euphorie rund um unseren Verein darf nicht zum Anlass genommen werden, einen überhöhten finanziellen Profit daraus zu schlagen!

Mahnend sei hierbei kurz erwähnt, welche Auswirkungen eine überhöhte Preispolitik haben kann. Insbesondere im Mutterland des Fußballs ist zu beobachten, dass die Stadien zumeist eher mit gut zahlenden Touristen gefüllt sind, während die einheimischen Fans ihr Team nur noch in den Pubs am TV verfolgen können. Anders als ein englischer Erstligist wird der HSV als Zweitligist diese Lücke aber nicht mit Touristen füllen können und sich so auch finanziell langfristig schaden. Ironischerweise sind es dann vor allem Briten, die sehnsüchtig in die deutschen Stadien schauen und sich unsere Verhältnisse wünschen – während die Entwicklung im deutschen Profifußball eher in die entgegengesetzte Richtung läuft.

Wir setzen uns für einen Hamburger Sport-Verein ein, zu dem alle soziale Schichten, unabhängig der jeweiligen Einkommensstruktur, Zugang haben müssen. Hierfür sind sozialverträgliche Ticketpreise von entscheidender Bedeutung. Unserem Verständnis nach ist Fußball ein Sport, der alle gesellschaftlichen und sozialen Schichten teilhaben lässt. Wir wünschen uns, dass das auch in der Zukunft keine Utopie ist. Nehmen wir nun den Tiefpunkt einer grenzenlos überzogenen Preispolitik als Anlass, dass sich dieser niemals wiederholt und sich der HSV an seinen eigenen Maßstäben messen lässt. Selbstverständlich wollen wir diesen breiten Zugang weiterhin ermöglichen. Wir fordern daher, dass grundsätzlich an der Ticketpreisstruktur gearbeitet und der HSV seiner sozialen Verantwortung gerecht wird!

Für einen HSV, der für alle zugänglich ist. Ticketpreise senken – sofort!

Förderkreis Nordtribüne e. V. im April 2023

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