Quo Vadis HSV?

22. Januar 2021

Offene Fragen zu der derzeitigen Situation

Moin HSV-Fans,

in den letzten Tagen ist ein schon länger schwelender Streit im HSV e.V. augenscheinlich eskaliert. Zu unserem Bedauern wurde offensichtlich nicht aus der Vergangenheit gelernt, sondern in alte Muster verfallen und der Konflikt auch über die Medien ausgetragen.

Der Streit gipfelte in einem Abwahlantrag gegen Thomas Schulz, dem alle Gremien des HSV zustimmten. In einem Begründungsschreiben der Gremien werden schwere Vorwürfe gegen Thomas Schulz erhoben, ohne diese nachvollziehbar zu begründen.

Wir streben einen HSV an, in dem sich an Inhalten, Werten sowie Zielen orientiert, in der Sache hart und im Umgang fair debattiert wird – zum Wohle des Vereins. Öffentliche Diffamierungen, medial skizzierte Horrorszenarien, Rundmails mit sensiblen Daten und rückwärtsgewandte Verhaltensmuster haben in einer solchen Kultur keinen Platz. Trotz unterschiedlicher Meinungen und Bestrebungen müssen konstruktive Debatten möglich sein. Daher haben wir die uns bekannten Fakten und offene Fragen zusammengefasst, um eine sachliche Diskussion anzuregen.

 

Wir wissen, dass…:

 

…bei einigen Fragen, insb. bei der Besetzung der freien Aufsichtsratssitze, Uneinigkeit im Präsidium herrscht. Im Präsidium hat jeder eine Stimme. Das Mandat wurde dem Präsidium direkt von der Mitgliedschaft zugesprochen. In Streitfragen ist Marcell Jansen dem Vernehmen nach 1:2 seinen Vizepräsidenten unterlegen.

 

…Marcell Jansen den Kontakt zur Presse sucht. In dem großen Abendblatt-Artikel vom 12.01.2021 greift er Thomas Schulz direkt und hart an. Durch diesen Bericht ist der Streit öffentlich eskaliert und hat auf einem viel höheren Level als zuvor Wellen geschlagen.

 

…Thomas Schulz und Moritz Schaefer zu dem erwähnten Abendblatt-Artikel nicht beigetragen haben.

 

…Pressevertreter mehrere Stunden vor den Vereinsmitgliedern über den Abwahlantrag informiert waren.

 

…die Akteure im Lager der Unterzeichner und Unterstützer des Abwahlantrags auf vielfältige Weise miteinander verbunden sind. So treten bei mehreren Personen Ämterhäufungen auf. Eine zu große Nähe zwischen Kontrollierenden und Kontrollierten ist potenziell gefährlich, da dies das System der „Checks and Balances“, wie es in der Satzung und im Aktiengesetz vorgesehen ist, untergraben kann.

 

…der Beirat, anders als das Präsidium, nur zum Teil direkt von den Mitgliedern legitimiert ist. Er soll vornehmlich die Integrität des HSV nach innen und außen wahren.

 

Wir wissen nicht…:

 

…warum der Beirat von sechs Kandidatinnen und Kandidaten, die das Präsidium diskutierte, vier nicht und somit nur genau die Anzahl zur Wahl zuließ, die den nachzubesetzenden Posten entspricht.

 

…ob der Beirat irgendwelche objektiven Kriterien bei der Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten angelegt hat.

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand muss davon ausgegangen werden, dass die Entscheidung des Beirats vereinspolitisch motiviert war und dass es keine tatsächlichen Gründe in den Personen der übrigen Kandidatinnen und Kandidaten gab, die rechtfertigen würden, dass der Beirat auf eine solch massive Weise in die Rechte des Präsidiums eingegriffen hat.

 

…ob die Anschuldigungen in dem Brief des Ehrenrates an die Mitglieder bzgl. der Person Thomas Schulz zutreffend sind.

 

…ob Thomas Schulz und/oder Moritz Schaefer Informationen an die Presse weitergegeben haben.

 

…warum die Eskalation zum jetzigen Zeitpunkt herbeigeführt wurde, obwohl der Konflikt schon seit Langem schwelt. Dass dies in zeitlicher Nähe zur Hauptversammlung der HSV Fußball AG geschieht, bei der Posten entgegen des Willens von Marcell Jansen und des Beirates besetzt werden könnten, hat zumindest einen faden Beigeschmack und wirkt, als ob die Postenvergabe und nicht Schwierigkeiten in der täglichen Zusammenarbeit ein großer Faktor wäre.

 

…wie der HSV die außerordentliche Mitgliederversammlung satzungskonform durchführen möchte. Zudem wissen wir nicht, welche Kosten diese einzigartige Versammlung mit einem einzigen Antrag nach sich zieht. In Anbetracht dessen, dass in nur wenigen Wochen/Monaten eine ordentliche Mitgliederversammlung ansteht, stellen wir uns die Frage der Verhältnismäßigkeit.

 

 

…wie die tatsächliche finanzielle Lage ist. Aus einem Statement eines Mitglieds der derzeitigen SC-Führung ist herauszulesen, dass mindestens eine Insolvenz seit der Ausgliederung abgewendet werden musste. Uns ist diese Information neu. Wir halten an der Forderung aus unseren Texten vom Jahresende 2020 fest, dass der Mitgliedschaft eine realistische Einschätzung der vergangenen und derzeitigen finanziellen Lage zugänglich gemacht werden muss.

 

 

Wir wünschen uns für die Mitgliedschaft und innerhalb der Gremien eine Diskussion, wie wir den HSV in Zukunft professionell, werteorientiert und erfolgreich aufstellen können. Wir würden uns freuen, wenn die hier im November und Dezember veröffentlichten Texte im Rahmen des Selbstreflexionsprozesses als Denkanstoß genutzt werden. Die beschriebenen Kriterien Transparenz, Partizipation, Diversität, Unabhängigkeit, Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften sollten dabei eine elementare Rolle spielen.

Öffentlich ausgetragene Schlachten um Personalien und Posten mögen kurzfristig einzelnen Personen Vorteile bringen, doch keinesfalls dem HSV.

Sollten die Gremien des HSV hinsichtlich der offenen Fragen mit substanziellen Informationen Licht ins Dunkel bringen, werden wir diese selbstverständlich ergänzen.

 

Förderkreis Nordtribüne e.V. im Januar 2021

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