UEFA, DFB, Austragungsstädte, Polizei… egal wo man hinschaut, fragt man sich, wie soll hier die von Philipp Lahm angepriesene „tollste EM“ stattfinden!?
Es beginnt bereits 2017 vor der Vergabe der EM 2024 an Deutschland und den vorab von allen Austragungsstädten zu unterzeichnende Verpflichtungserklärung, welche von Verfassungsrechtlern in Bezug auf Grundrechtseingriffe und Berufsfreiheit von Gewerbetreibenden als höchst problematisch angesehen wurde.
– Demonstrationsverbot in einem Radius von 500 Metern rund um die Stadien
– Kneipen in der Nähe von Fußballstadien dürfen keine Großleinwände aufbauen
– Ggf. sind Gesetze zum Schutz von UEFA-Vermarktungsrechten zu erlassen.
Der Hamburger Innen- und Sportsenator Andy Grote hält diese Punkte laut eigener Aussage für „machbar und gut vertretbar“. Dass die einzige Stadt (Bremen), die auf Grund der vorhandenen Rechtsordnung in Deutschland und nach juristischer Prüfung, die Verpflichtungserklärung umfassend geändert hat, letztendlich nicht als Austragungsstadt ernannt wurde, zeigt wieder einmal deutlich auf, dass die UEFA nur ihre eigenen Regeln kennt und sich wenn nötig auch selbst über das Grundgesetz stellt.
Bei dem „internationalen Fußballfest“ sollte dann wenigstens auch das Vorstellen und Erleben der vorhandenen heimischen Fankultur ein absolutes Aushängeschild sein. Doch stattdessen müssen alle vereinsbezogenen Stilmittel innerhalb des Stadions entfernt oder abgedeckt werden. Stimmt, wie könnte man auch denken, dass ein Stadion mit z. B. vielen schönen Graffitis mit Bezug zu Stadt und Verein einen besseren und schöneren Eindruck machen könnte, als graue triste Betonwände? Oder, dass das eigene Vereinsmuseum für auswärtige Fußballfans interessant sein könnte?
Die UEFA setzt wie immer blind ihren eigenen Willen um, entfernt sich damit nur noch weiter von der Basis und der DFB spielt dieses Spiel munter mit. Gestern, am 01.12.2023, fand das Hamburger Stadtderby St. Pauli – HSV statt, auf das bestimmt nicht nur alle Hamburger Fußballfans, sondern auch ein Großteil aller Fußballfans in Deutschland gespannt geschaut hat. Blöd, wenn zeitgleich in derselben Stadt das Pre-Event zur EM Auslosung stattfindet, was bestimmt jeder Fußballfan als wichtiger empfindet als ein spannendes Fußballspiel… NICHT!
Mit Sorge müssen wir außerdem immer weiter ausufernde Polizeiwillkür und -Gewalt beobachten. Die Bilder und Berichte vom Spiel St. Pauli – Hannover aber auch vom selben Wochenende aus Bochum und Stuttgart oder kurz darauf in Frankfurt werden noch lange in Erinnerung bleiben und schwere Konsequenzen nach sich ziehen, vermutlich allerdings nur für die Fans – denn wann hat die Polizei denn jemals Fehler eingestanden oder sich gar selbst gegen die anlasslose und ausufernde Gewalt gegen Fußballfans positioniert? Ältere Fans mögen sich noch gut an ähnliche Verhältnisse vor dem sogenannten Sommermärchen 2006 erinnern. Offenbar soll die umstrittene „Datei Gewalttäter Sport“ (lt. Meldungen auf dem Niedrigstand seit Jahren) vor der EM noch einmal großzügig aufgestockt werden.
Diese Daten wiederum sollen das repressive Vorgehen, den unverhältnismäßig großen personellen Aufwand der Polizei und eine Präventivhaft für lt. Rainer Wendt, Chef der deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), “auffällige Fußballchaoten” rechtfertigen. Dadurch verschafft sich die Polizei bereits im Voraus eine Narrenfreiheit und spielt den Erfüllungsgehilfen für die finanziellen Interessen der UEFA.
Hand in Hand soll also eine Hochglanzveranstaltung präsentiert und kritische Stimmen mundtot gemacht werden.
Der Teufel liegt nicht im Detail. Er liegt schon im großen Ganzen!
Gezeichnet
eine Initiative von HSV Fans